Sind Solo-Selbständige und kleine Unternehmen nicht relevant?! Wer den Schritt in die Selbständigkeit startet, sieht sich mit einer Flut an Problemen konfrontiert… und könnte aufgeben. Die Politik muss reagieren!
Der Schritt in die Selbständigkeit will gut überlegt sein. Auf der einen Seite lockt das enorme Entfaltungspotential für den Einzelnen mit großen Chancen für eine selbstbestimmte Zukunft, auf der anderen Seite lauern viele Unwägbarkeiten und Risiken.
Eigentlich sollten wir gerade in der heutigen Zeit den Menschen Mut machen, Initiative zu zeigen und sich beruflich selbst zu verwirklichen. Doch manchmal habe ich den Eindruck, dass es von wirtschaftspolitischer Seite gar nicht so sehr gewünscht ist.
Mittelständische Unternehmen (laut Definition mit mehr als 500 Beschäftigten) und große Konzerne werden hofiert, mit Subventionen überhäuft und mit günstigen Steuersätzen gelockt. Klar, das bringt positive Schlagzeilen in den Medien und schmeichelt dem Politego – was letztendlich aus den hochfliegenden Plänen tatsächlich wird, interessiert den gemeinen Politiker später nur noch selten.
Aber wie sieht es denn mit dem Solo-Selbständigen aus, dem 2-Mann-Handwerksbetrieb oder dem kleinen Laden um die Ecke?
Nicht gut, das kann ich schon einmal vorwegnehmen. Sie haben keine große Lobby. Und gerade in den letzten Jahren erreichte uns eine Flut neuer Gesetze und Regularien, die einem den Spaß (und den geschäftlichen Erfolg) an der Selbständigkeit endgültig vermiesen können.
Die prekäre Lage von Solo-Selbständigen und kleinen Unternehmen
Nehmen wir das Stichwort Steuern. Die dahinterstehenden Gesetze (z.B. Umsatzsteuer, zukünftige Pflicht zur e-Rechnung!) werden immer komplexer und sind kaum noch ohne Steuerberater zu durchblicken. Doch diesen Kostenfaktor müssen sich Kleinunternehmen leisten können.
Dann schlagen notwendige Versicherungen und diverse Zwangsmitgliedschaften vielen Selbständigen auf den Magen, respektive aufs Bankkonto. Allein eine einigermaßen akzeptable Krankenversicherung kann mehrere hundert Euro kosten. Jeden Monat.
Hinzu kommen rechtliche Unsicherheiten was Datenschutz betrifft. Man wollte international tätige Konzerne mit der DSGVO treffen, Opfer wurden aber viele kleine Unternehmen, die schlicht mit der Last der Regulierungen nicht zurecht kommen.
Und dann wäre da noch ein anderer, unangenehmer Punkt, der jeden Selbständigen treffen kann. Sozusagen das Gegenteil eines unerwarteten Lotteriegewinns – eine Abmahnung nach dem Wettbewerbsrecht. Hier genießen windige Rechtsverdreher mehr oder weniger Narrenfreiheit. Und wer sich nicht wehren kann, zahlt. Ob zu Unrecht oder nicht, kümmert manche Abmahner wenig.
Welche Rahmenbedingungen müssen sich für Solo-Selbständige und kleine Unternehmen verbessern?
Meine Forderungen an die Politik kann ich in einem Wort zusammenfassen: Einfachheit!
Nicht nur große Unternehmen benötigen staatliche Unterstützung, auch kleine Betriebe und Solo-Selbständige dürfen nicht vergessen werden. Sie tragen ebenfalls ihren Teil zum wirtschaftlichen Wohlstand unseres Landes bei.
Ansonsten werden immer weniger Menschen den Gang in die Selbständigkeit wagen und unsere Wirtschaft wird um ein weiteres Standbein schwächer.
Bereits heute agieren etliche kleine Unternehmen in einer Grauzone. Warum? Weil sie ob der Komplexität und Realitätsferne bestimmter Gesetze und Vorschriften sich nicht anders zu helfen wissen.
Wie kann man kleine Unternehmen besser unterstützen?
- Ausnahmen in der Steuergesetzgebung sowie der DSGVO und ePrivacy-Verordnung; Buchführung und Steuererklärung müssen für jeden ohne professionelle Hilfe möglich sein!
- Abschaffung von Pflichtmitgliedschaften (z.B. IHK, Beiträge zum ÖRR)
- Einführung eines Kostendeckels bei Abmahnungen (ähnlich Privatpersonen), stärkere Verfolgung von Abmahnmissbrauch
- Schaffung einer durch Steuern finanzierten Basis-Krankenversicherung
- Niedrigschwellig zugängliche finanzielle Hilfen für Unternehmensgründer (z.B. zinslose Kredite, Bereitstellung von Risikokapital) und Unterstützungsleistungen bei unverschuldeten Notlagen
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Februar 2024