Ein Angebot zum Ablehnen…

Manche Angebote zur Kooperation sollte man als verantwortungsvoller Publisher sofort ablehnen. Vor allem, wenn gefordert wird, werbliche Elemente nicht als solche zu kennzeichnen.

Heute landete in meinem Posteingang wieder einmal ein Angebot eines Werbetreibenden, das man eigentlich als verantwortungsvoller Publisher nur ablehnen kann:

Wobei es nicht nur eine Anfrage war, ich erhielt deren sieben, verteilt über zwei Tage – jeweils an unterschiedliche E-Mail-Adressen und für unterschiedliche Websites, aber immer absolut identisch formuliert. Als Absender tauchte stets ein Freemail-Dienst auf.

Nach der dritten Mail habe ich übrigens aufgehört zu glauben, dass meine Website „wirklich beeindruckend“ sei und man mir nur deshalb eine Kooperation vorschlagen wolle… 😉

Bei dieser Kooperation handelte es sich um „bezahlte Gastbeiträge“ für ein nicht näher spezifiziertes Produkt oder eine Dienstleistung.

Nun, grundsätzlich gibt es an dieser „Advertorial“ genannten Werbeform nichts auszusetzen. Allerdings nur, solange sie auch als solche entsprechend gekennzeichnet wird. Und genau das wollte besagter Auftraggeber nicht. Während andere ein wenig um den heißen Brei herum reden, kam dieser hier gleich auf den Punkt (Zitat):

Der Artikel darf nicht als gesponsert oder als Werbung oder dergleichen gekennzeichnet sein.

Als unerfahrener Webmaster machte ich mir früher oft noch die Mühe, auf derartige Mails zu antworten und dankend abzulehnen; inzwischen wandern solche Angebote gleich dorthin, wo sie hingehören: In den Papierkorb!

Ich kann allen Seitenbetreibern nur raten, um diese Anfragen einen großen Bogen zu machen! Einmal davon abgesehen, dass schon allein aus rechtlichen Gründen Werbung immer als solche gekennzeichnet werden muss, geht es hier auch um die eigene Reputation.

Merke: Seriöse Anfragen stammen immer von einem nachverfolgbaren Absender und fordern den Publisher niemals auf, gegen das Gesetz zu verstoßen.

Natürlich ist mir klar, dass einige Webmaster/Influencer/Publisher nicht widerstehen werden und sich auf das Spiel einlassen. Schon allein, weil sogar etablierte Werbeagenturen zu solchen Mitteln greifen und auf Kundenwunsch diese Werbeform anbieten – ja, auch ich habe bereits ähnliche Offerten von einer Agentur erhalten, die ich bis dato eigentlich als hochseriös eingestuft hatte.

Man muss sich als verantwortungsvoller Seitenbetreiber die Frage stellen, inwieweit es sich lohnt, für ein paar lausige Euro den rechtlich sicheren Pfad zu verlassen und den eigenen Ruf aufs Spiel zu setzen. Die Antwort lautet: Nein, es lohnt nicht!

Wer sich als Publisher darauf einlässt, wird es später schwer haben, seriöse Partner als Werbekunden zu gewinnen. Denn die kennen schließlich ihre Branche und überlegen es sich zweimal, ob sie das gleiche Medium für ihre Werbeauftritte nutzen wie die unseriösen Geschäftemacher.

Außerdem, wenn das zu bewerbende Produkt wirklich gut ist, warum dann nicht ein Advertorial oder einen Gastbeitrag als werblich kennzeichnen? Ich finde, das stärkt das Vertrauen des Lesers – sowohl in die jeweilige Website als auch in das Produkt.

Daneben gibt es auch andere Werbeformen, die eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten darstellen – Advertiser, Publisher und Leser: Beispielsweise gesponserte Gewinnspiele oder Produkttests. Letztere natürlich faktenbasiert und nicht nach Wunsch des Auftraggebers verfasst.

Oder ein ehrliches Werbebanner! 🙂 Mir persönlich immer noch am liebsten!


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Mai 2022