Wollen wir den Beutelwolf wirklich wiederbeleben?

Ja, auf jeden Fall! Aber der Beutelwolf gilt schon lange als ausgerottet. Zum Glück leisten moderne Genetik und Fortpflanzungsmedizin heute Unglaubliches… lassen wir uns also überraschen.

Der Beutelwolf, auch Tasmanischer Tiger genannt, ist ausgestorben. Der letzte seiner Art starb 1936 in einem Zoo auf Tasmanien. Verantwortlich für den Tod dieser Spezies ist die Bejagung durch verantwortungslose Farmer – aus reiner Profitgier.

Auch Tiere wie der Auerochse, der Dodo (ein Vogel) und die Stellersche Seekuh fielen dem Menschen zum Opfer. Andere Arten verschwanden beispielsweise aufgrund klimatischer Veränderungen oder durch Epidemien und Naturkatastrophen.

Was liegt da näher, als die moderne Gentechnik zu nutzen und diese Tiere mit Hilfe des noch vorhandenen genetischen Materials wieder zum Leben zu erwecken?

In den vergangenen Jahzehnten gab es einige Versuche dieser Art. Wirklich von Erfolg gekrönt war keiner davon. Zwar ging allen Ankündigungen ein großes Medienecho voraus. Kein Wunder, denn wer wollte nicht schon immer mal ein leibhaftiges Mammut streicheln oder einen echten Dinosaurier abseits der Kinoleinwand beobachten?

Doch danach wurde es immer ziemlich still. Zu groß erwiesen sich die technischen und medizinischen Hürden, aber auch die Einwände einiger Wissenschafts-Skeptiker, die aus vorgeschobenen ethischen (tatsächlich jedoch religiösen) Gründen Gentechnik ablehnten.

Nun unternehmen Forscher in Texas (USA) einen weiteren Versuch. Und scheinen sich dieses Mal ihrer Sache ziemlich sicher zu sein:

Sie konnten bereits aus einer in Alkohol konservierten, über 108 Jahre alten Leiche eines Beutelwolfs verwertbare DNA gewinnen. Auch RNA-Moleküle wurden extrahiert, beides wichtige Informations- und Funktionsträger von Zellen.

Um dem Beutelwolf tatsächlich neues Leben einzuhauchen, muss das Genom seines nächsten lebenden Verwandten modifiziert werden:

In diesem Fall wäre das die Dickschwänzige Schmalfußbeutelmaus. Trotz der genetischen Gemeinsamkeiten könnte der äußere Unterschied nicht größer sein… das Mäuschen bringt etwa zehn bis zwanzig Gramm auf die Waage, ein Beutelwolf wog stolze 30 kg.

Laut Presseberichten befindet man sich hier ebenfalls auf einem guten Weg und konnte entnommene Embryonen außerhalb der Gebärmutter wachsen lassen (eine Art der in-vitro-Fertilisation).

Schon allein aus wissenschaftlichem Interesse werde ich dieses Experiment weiter verfolgen und bin gespannt, ob demnächst tatsächlich ein kleiner Beutelwolf das Licht der Welt erblickt, wenn auch vielleicht erst in einigen Jahren.

Betrachtet man die sich immer weiter verschärfende Biodiversitätskrise, also das zunehmende Artensterben, scheint die Gentechnik ein guter Weg zu sein, dieser Entwicklung entgegen zu wirken.

Doch mit der Wiederbelebung ausgestorbener Arten allein ist es nicht getan. Im zweiten Schritt braucht es sachkundige Experten, um die so gezüchteten Tiere artgerecht wieder anzusiedeln und eine eigenständig lebensfähige Population aufzubauen.

Damit dies gelingt, ist neben Risikokapital privater Investoren auch staatliche Unterstützung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschern und Naturschutz-Organisationen nötig.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Oktober 2024