Er, Sie, Es oder doch irgendetwas dazwischen oder daneben? Spielt das in der täglichen Kommunikation überhaupt eine Rolle? Ein Kommentar über die ideologisch motivierte Nutzung von Sprache.
Sehr geehrte Damen, Herren und mitlesende transgeschlechtliche Spezies,
das heißeste Thema seit der letzten misslungenen Rechtschreibreform scheint das „Gendern“ zu sein, bekannt als „geschlechtergerechte bzw. geschlechtsneutrale Sprache“.
Wer es nicht tut, also weder Binnen-I, Sternchen oder andere wagemutige wie seltsame Umschreibungen für geschlechtsspezifische Begriffe verwendet, wird entweder für seinen Mut und sein Rückgrat gelobt oder als ewiggestriger Sexist (und irgendwie rechts) gebrandmarkt.
Dass die Verfechter des Gendern mit ihren fragwürdigen Forderungen die Lesbarkeit von Texten und deren Deutungsgenauigkeit mit Füßen treten, scheint sie nicht zu interessieren. Ebensowenig, dass biologische Geschlechter mit grammatikalischen Geschlechtern kaum etwas gemeinsam haben.
Meines Wissens nach hat bisher auch noch kein Gender-Stern etwas zum Weltfrieden beigetragen, ja noch nicht einmal zur gesellschaftlichen Gleichberechtigung von Minderheiten.
Kein Wunder, immerhin scheint es hier um Ideologie zu gehen. Nein, keine Ideologie. Um Religion. Und Religionen haben nichts, aber auch rein gar nichts mit Logik und (Sprach-)Wissenschaft zu tun.
Eine Religion – ganz gleich, ob man ein imaginäres Wesen anbetet oder einem Regelwerk ewige Treue schwört – basiert immer darauf, anderen das eigene Weltbild aufzuzwingen. Wenn es sein muss wie hier, eben mit dem Wörterbuch in der Hand.
Unter dem Titel „Gendern & Co. – muss das sein?“ habe ich auf TEXTER TOBI bereits einen längeren Artikel verfasst, der sich mit dem Thema beschäftigt:
Ich gehe dort aus Sicht eines Texters konkret der Frage nach, ob geschlechtergerechte Sprache einen sinnvollen Beitrag zur Gleichstellung aller Menschen leistet oder nur der Versuch einer diffusen Gruppierung ist, ihr Weltbild als alleinig glücklich machendes Heil zu etablieren.
Kürzlich kam mal wieder die Frage auf, wie ich es denn persönlich mit dem Gendern halte. Meine Antwort:
Ich gendere nicht! Ausrufezeichen!
Diese Aussage kann ich zumindest für alle von mir zu eigenen Zwecken verfassten Artikel eindeutig treffen. Gleiches gilt für meine persönlichen Schriftsachen.
Daher bitte ich alle gendersensitiven Leserinnen, Leser und transgeschlechtlichen Personen, das generische Maskulinum für ihr jeweiliges Geschlecht bzw. Geschlechtsempfinden beim Lesen entsprechend selbst anzupassen. Viel Spaß dabei…
Texter, die jedoch im Auftrag Dritter arbeiten (zu welchen ich ja auch zähle), haben es da schon schwerer. Im oben verlinkten Beitrag versuche ich mich an einer pragmatischen Lösung, die vor allem auf Überzeugungsarbeit beim Kunden beruht.
PS. Zukünftige Nachfragen bezüglich Gendern beantworte ich ab jetzt immer mit einem Link auf diese Seite, das spart vermutlich eine Menge Zeit und leidige Diskussionen.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Juli 2022